20.05.2024 @ 02:57

Lena Fellenberg, Mathilde Angelow, Dominic Eube
Geschichtskurs: G3                                                           24.11.2018

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg“

Es ist schon eine beachtliche Zeit vergangen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Damals hatte mit dem Friedensbeginn auch das große Leid vieler Menschen ein Ende. Allerdings gibt es stets die Erinnerungen, welche bleiben und dunkle Schatten von Generation zu Generation wer-fen. Als wir Jugendlichen des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums den Gedenktag der Kriegsge-fangenen miterleben konnten, bezeichnete man uns so bereits als „vierte Generation“. Und auch wenn wir nie direkten Kontakt zu einem Krieg mit ähnlichem Ausmaß hatten, so beschäftigt uns die Gedenkfeier für die Toten des Kriegsgefangenenlagers und des späteren sowjetischen Spe-ziallagers noch heute.
Während des 2. Weltkrieges waren etwa in dem Stammlager in Mühlberg 300 000 Kriegsgefan-gene untergebracht. Das Speziallager, das auf demselben Territorium durch die Sowjets errichtet wurde, bestand von September 1945 bis September 1948. In dieser Zeit gab es 21 800 Insassen, wobei es im Durchschnitt etwa 12 000 zur gleichen Zeit waren. Laut sowjetischen Akten starben 6765 Menschen in Mühlberg Ende der 40-er Jahre in dem Lager und das nur wenige Kilometer von uns entfernt. Diese Zahlen sind grausam und hinter jedem Opfer steht eine Familie, mit einer vierten Generation, welche Familienangehörige verloren haben.
Die Aufarbeitung von Kriegen und Kriegsverbrechen gehört besonders heute zu einem wichtigen Teil in unserer Gesellschaft, denn es ist die Zeit gekommen, in der kaum Menschen mehr leben, die direkten Kontakt zu dem unvorstellbaren Leid haben, das die Menschen damals ertragen mussten. Umso wichtiger ist es, dass Geschehnisse der damaligen Zeit aufgearbeitet werden, damit so etwas nicht noch einmal passiert.
Mit dem Besuch einer Gedenkstätte wird das Ausmaß der schrecklichen Vergangenheit deutlich. Der Tag begann auf dem Friedhof in Neuburxdorf, auf dem den Gefallenen des Kriegsgefange-nenlagers angedacht wurde. Uns beeindruckte die Wortgewandtheit der Redner, wie z. B. Su-perintendent Christof Enders und Frau Hannelore Brendel, Bürgermeisterin von Mühlberg, wel-che im Laufe dieser Gedenkfeier einige Wort an alle richteten. Durch eine junge Sängerin, wel-che die Veranstaltung durch eine Reihe wundervoller Lieder umrahmte, wurden aus Worten Ge-fühle und aus Gefühlen Emotionen. Mit der Kranzniederlegung vor dem Denkmal endete dieser erste Teil der Gedenkfeier und wir begaben uns alle gemeinsam nach Mühlberg, wo der 2. Teile der Gedenkveranstaltung folgen sollte.
In Mühlberg beeindruckte uns schon beim Ankommen ein riesiges Holzkreuz, welches mitten auf dem Friedhof stand und uns ein mächtiges Gefühl vermittelte. Das herausragendste Erlebnis war für uns jedoch das Auftreten von Pfarrer Matthias Taatz, Vorsitzender der Initiativgruppe Lager Mühlberg, der uns mit seiner Rede in einen magischen Bann gezogen hat. Die Art, wie er die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpfte und dazu immer die passenden Worte fand, war für den Zuhörer ein Wechselbad von Gefühlen. Mit seiner sanftmütigen Stimme fühlte man sich sofort mit einbezogen und man hatte das Gefühl, man wisse genau, was damals passiert sei, obwohl wir doch nicht dabei waren. Seine Rede wurde dabei durch einen Posau-nenchor unterstützt, welcher durch seine Klänge auch die letzten Gefühlsbarrikaden brechen ließ.
Den Abschluss dieser einzigartigen Gedenkfeier bildete das Schmücken des Friedhofes mit weißen Blumen, zu dem alle eingeladen wurden, um den Opfern noch einmal in aller Ehrwürdig-keit zu gedenken.
Diese ganze Veranstaltung war geschmückt durch Gefühle und Emotionen. Die Worte haben uns, die vierte Generation, an Stellen berührt, wo noch nie Worte hin gedrungen waren. Leider mussten wir auch feststellen, dass diese Gedenkfeiern von nicht allzu vielen Menschen wahrge-nommen werden, obwohl es so wichtig wäre. Gerade wir, die vierte Generation, sollte verstärkt an diesen Gedenkfeiern teilnehmen, da sie uns Seiten von Zeitgeschichte zeigen können, die einem sonst im normalen Leben verborgen bleiben und helfen können, dass sich solch schreck-liche Taten niemals wiederholen, durch ein gestärktes irdisches Verständnis. Denn die Folgen von solch Taten sind oft grausam und haben weitreichende Folgen oder um es mit den Worten von Superintendent Christof Enders zu sagen:
„Die Eltern aßen saure Trauben und den Kindern wurden davon die Zähne stumpf“.